BISCHOF Rainer
Nightwoods for saxophone quartet op. 23
Erscheinungsdatum
1988
Besetzung
Mehrere Saxophone
Opus
op. 23
Dauer
10'
Bestell-Nr.
05 465
Keine Medien vorhanden
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Beschreibung
Rainer Bischofs 1988 komponiertes Saxophon-Quartett Nightwoods op. 23, basiert auf einem Textausschnitt aus dem Roman Nachtgewächs (Original Nightwoods) von Djuna Barnes. Die wenigen Zeilen leuchten komprimiert das (nur dem Menschen eigene) Wissen um den Tod mit all seinen Peripherie-Erscheinungen aus. Sie zeigen das Leben als Gnadenfrist und den Menschen als Archetypus des in der Gilgamesch-Legende verkörperten Suchenden auf der sinnlosen Jagd nach Unsterblichkeit. Eine Problematik, die sicherlich die kreativen Künstler am meisten bewegt.
Fernab von Programm-Musik fließt der Geist dieser Zeilen in Bischofs Komposition ein
und findet sich bei genauer Analyse in jeder Gestaltungsebene. Die Palette aller menschlichen Emotionen – sie sind dem Dodekaphoniker Bischof ein besonderes Anliegen – wird abgedeckt und eine ständig latente und auch deutlich spürbare Zentripetalkraft (nur am Rande sei erwähnt, dass die gesamte Komposition krebsgängig um eine Zentralachse gebaut ist) verdeutlicht die Sinnlosigkeit menschlichen Strebens. Auflehnung, Wut, Selbstmitleid und Resignation – Bischof erspart dem Zuhörer nichts!
Das Geheimnis steckt – wie immer in der Dodekaphonie – im Urmaterial. Der Komposition liegt eine äußerst systematisch gebaute Reihe zugrunde, welche die Keime von Diatonik und Atonalität, von Pentatonik und Chromatik in engster Verzahnung enthält. So eröffnen sich eine Vielzahl kompositorischer Möglichkeiten, die der Komponist für seinen extrem emotionellen Stil benötigt.
Immer mehr etabliert sich das Saxophon-Quartett als gängige Besetzung. In jüngster Zeit haben sich eine Reihe vorzüglicher Ensembles dieser Art formiert, wovon das Raschèr Saxophone Quartet gleichsam eine PioniersteIlung einnimmt. Nightwoods wurde im Auftrag dieses Ensembles geschrieben, welches das Stück auch 1988 zur Uraufführung brachte.
Rainer BoneIli
Wir sind nur Hülle im Wind, Muskeln, die sich gegen Sterblichkeit wehren. Wir sind Schläfer im Staub der Vorwürfe gegen uns selbst. Bis zur Gurgel stecken wir voll von Namen, die wir unserem Elend gegeben haben. Das Leben, der Weidegrund, wo Nacht sich nährt, Wiederkäuer eines Futters, das uns würgt.
Das Leben, die Erlaubnis, den Tod kennenzulernen. Wir sind geschaffen, auf dass die Erde den Geschmack ihrer eigenen Unmenschlichkeit zu schmecken bekomme; wir lieben, damit die Erde unter der Kostbarkeit des Körpers brülle. Ja, wir, die wir bis an die Gurgel im Elend stecken, sollten uns gut umsehen und alles Wahrgenommene, alles Getane und Gesprochene wägen. Und warum? Weil wir ein Wort dafür haben, nicht aber die Alchimie.
(Djuna Barnes, Nachtgewächs)
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Rezension
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