- Doblinger Musikverlag DE
- Komponist*innen
ERÖD, Iván
Komponistenprospekt zum Download
Ausgelassene Heiterkeit und tiefster Ernst prägen das Schaffen von Iván Eröd und spiegeln somit musikalisch zwei markante Wesenszüge des Komponisten. Ziehen sich diese charakterlichen Eigenschaften parallel durch das Gesamtwerk, so lassen sich in der Verwendung der technischen Mittel klarere zeitliche Abgrenzungen ziehen. In den Jugendwerken der ungarischen Phase insbesondere von Bartók, Kodály und der ungarischen Volksmusik geprägt, beschäftigte sich Eröd bereits unmittelbar vor seiner Emigration und in der Folge insbesondere während des Unterrichts bei Karl Schiske an der Wiener Musikakademie wie viele seiner Generationskollegen mit der Dodekaphonie der "2. Wiener Schule" und deren Weiterentwicklungen in der Serialität. So liegen Werken wie dem Bläsertrio op. 4 (1957; rev. 1987) oder Ricercare ed Aria op. 11 für Bläserquartett (1965) dementsprechend Zwölftonkonstruktionen zugrunde.
Die Erfahrungen der Musizierpraxis als Korrepetitor, Ensemblemitglied und Liedbegleiter Anfang der 60er-Jahre ließen Eröd auch in den kompositorischen Mitteln einen sich Musikern und Publikum unmittelbarer erschließenden Weg wählen. Bereits während der Arbeit an der Oper Die Seidenraupen (1964-68) entwickelte sich daher aus anfänglich strenger Reihenkomposition eine freiere Gestaltung. Mit der 1. Violinsonate op. 14 (1969/70) kehrte Eröd schließlich völlig zu neuer Tonalität bzw. tonaler Zentrierung zurück und zielt seither auf eine durchaus anspruchsvolle, aber auch für eine breitere Zuhörerschaft verständliche Tonsprache. Der wesentliche Unterschied zu konservativ-tonalen Komponisten der Nachkriegszeit besteht einerseits in der Vielfalt der Verwendung tonaler Mittel (z. B. modale Skalen, Zigeunertonleitern u. a.), andererseits in der Einbeziehung der seriellen Erfahrungen - so weist z. B. das zweite der Drei Stücke für Violine solo op. 27 (1978/79), Marsch, strenge serielle Konstruktion über eine Siebentonreihe auf. Auch andere Elemente zeitgenössischer Musik gehören zum festen Bestandteil von Eröds Musik, etwa im spieltechnischen oder metrischen Bereich (z. B. "senza misura"-Abschnitte in den Opern oder dem Orchesterwerk Soirées imaginaires op. 38, 1981). Fern der Idee der Programmmusik enthalten viele Werke Bezüge zu unmittelbarem biographischen Erleben oder zeithistorischen Ereignissen: weisen beispielsweise das Violinkonzert op. 15 (1973), die Krokodilslieder op. 28 (1979/80), das Violakonzert op. 30 (1979/80) oder das 2. Streichsextett op. 68 (1996) auf die innige Nähe zu seiner Frau und seinen Kindern hin, so greift der Liederzyklus Über der Asche zu singen op. 65 (1994) das Erlebnis der rassischen Verfolgung seiner Familie während der Kindheit auf. Als seltener Fall der gleichzeitigen Arbeit an zwei Werken spiegelt die parallel zu letzterem entstandene Bukolika für Kammerensemble op. 64 (1994) in gelöster Stimmung die Beschaulichkeit des kurz zuvor neugewonnenen Idylls des ungarischen Landlebens.
Spezifische Prägung erfährt Eröds Musik zudem einerseits durch ungarische Elemente, wie sie im besonderen im Violinkonzert, im 1. Klaviertrio op. 21 (1976), dem Quintetto ungherese op. 58 (1990) oder der 1. Symphonie "Aus der Alten Welt" op. 67 (1995) hervortreten, aber auch durch den Jazz und Blues, etwa im Klavierkonzert op. 19 (1975) und in der Minnesota Sinfonietta op. 51 (1986). Die Lust an der Verarbeitung volkstümlicher Elemente bedingt auch den verspielt-heiteren Zug vieler Werke. Einen Kontrast zu dieser "leichteren", unterhaltenden Seite bilden u. a. das Violakonzert op. 30 (1980) und das 2. Klaviertrio op. 42 (1981/82). Am ernsthaftesten ist Eröd in einigen seiner Vokalwerke, z. B. den Vier Gesängen op. 44 (1983), dem Zyklus Schwarzerde für Bariton und Orchester op. 49 (1984/85) und der Kantate Vox Lucis op. 56 (1988/89).
Christian Heindl
Geburtstag
02.01.1936
Todestag
24.06.2019
Biographie
-
© Renate Publig, Doblinger
Werke
Blues und Fanfare aus 'Kleine Suite für 20 Finger' op. 61b, bearbeitet für Klaviertrio
2008
Dauer: 6'
Bestell-Nr.: 37 227
Divertimento für Blechbläser und Schlagzeug op. 20
1976
Dauer: 12'
Bestell-Nr.: 06 640 (Partitur) / 06 641 (Stimmen)
Doppelkonzert für Klarinette und Fagott mit Begleitung des Orchesters
1999
Dauer: 20'
Bestell-Nr.: Aufführungsmaterial leihweise
Drei Gedichte aus 'Der west-östliche Divan' für gemischten Chor a cappella op. 36
1981
Dauer: 3'
Bestell-Nr.: 44 746
Fastenmusik - Böjti Zene. Orgelstücke nach altrömischen Gesängen op. 79
2005
Dauer: 18'
Bestell-Nr.: 02 466
Kanonische Variationen über ein sehr bekanntes Kinderlied für Streichquartett op. 31
1980
Dauer: 6'
Bestell-Nr.: 06 144
Kleine Suite für zwanzig Finger für Klavier zu vier Händen op. 61b
1993
Dauer: 7'
Bestell-Nr.: 01 823
Konzert für Klavier und Orchester
Dauer: 25'
Bestell-Nr.: Aufführungsmaterial leihweise; 01 909 (Klavierauszug)
Konzert für Violine und Orchester
Dauer: 18'
Bestell-Nr.: Aufführungsmaterial leihweise; 03 307 (Klavierauszug)
Konzertante Fantasie für Viola und Streichorchester
1981
Dauer: 10'
Bestell-Nr.: Aufführungsmaterial leihweise / Stp . 648 / 03 606 (KlA)
Meditatio für Orgel op. 50a (Interludium II aus der Kantate ''Das Sein ist ewig'')
1985
Dauer: 5'
Bestell-Nr.: 02 392
Oktett für Klarinette, Fagott, Horn und Streichquintett
1998
Dauer: 15'
Bestell-Nr.: Aufführungsmaterial leihweise
Ricercare ed Aria S.C.H.E. für Flöte, Oboe, Horn und Bassklarinette op. 11
1965
Dauer: 6'
Bestell-Nr.: 06 355 / Stp. 139
Serenade für Streichsextett Kleine sinnliche Abendmusik op. 45
1983
Dauer: 13'
Bestell-Nr.: 06 266 / Stp. 624
Symphonische Szene "Hommage à Franz Liszt"
1984
Dauer: 13'
Bestell-Nr.: Aufführungsmaterial leihweise / Stp. 635
Tao Te King, Nr. 76: Der Mensch tritt ins Leben für gemischten Chor a cappella op. 40
1981
Dauer: 3'
Bestell-Nr.: 44 726
Über der Asche zu singen. Fünf Gesänge für Mezzosopran und Klavier op. 65
1994
Dauer: 15'
Bestell-Nr.: 08 685