- Doblinger Musikverlag DE
- Komponist*innen
KAUFMANN, Walter
Geburtstag
01.04.1907
Todestag
09.09.1984
Biographie
Walter Kaufmann ist einer von vielen jüdischen Komponisten, die in Folge der Machergreifung der Nationalsozialisten und den gesellschaftlichen Umwälzungen, die dem Zweiten Weltkrieg folgten, verdrängt wurden und in Vergessenheit gerieten.
Walter Kaufmann wurde am 1. April 1907 in Karlsbad, einem beliebten Kurbadeort des österreich-ungarischen Reichs, der nach dem Ersten Weltkrieg, Teil der Tschechoslowakei wurde, geboren. Da er besonders musikalisch begabt war, nahm man ihn Ende der Mittelstufe, an der Musikhochschule von Berlin an, wo er unter Franz Schreker Komposition und Musikwissenschaften unter Curt Sachs, dem Pionier dieser Disziplin, studierte. Letzterer war es auch, der ihm die Musik Indiens näherbrachte. 1933 entdeckte er, während er an der Deutschen Universität von Prag an seiner Dissertation in Musikwissenschaften arbeitete, dass sein Doktorvater eine Gruppe der Hitlerjugend betreute. Er entschied sich daher, Prag zu verlassen und ging im Februar 1934, nachdem er ein Visum für Indien erhalten hatte, nach Bombay. Wenige Monate später, folgte ihm seine Frau. Der Rest der Familie, welcher nicht an den Fortbestand der nationalsozialistischen Bewegung glaubte, wurde im Krieg größtenteils ausgelöscht.
In Bombay wurde Kaufmann für das All India Radio (AIR), als Leiter der europäischen Musik, engagiert. 1936 komponierte er den Radiojingle des Senders, dessen Melodie noch heute hunderte Millionen Indern kennen, ohne dabei zu ahnen, dass das es sich dabei um das Werk eines jungen tschechoslowakischen jüdischen Flüchtlings handelt. In Indien lernte Kaufmann den Violinisten Mehli Mehta kennen, dessen Sohn Zubin Mehta, später einer der bekanntesten Dirigenten der Welt werden sollte und einen Teil seiner Karriere auch in Israel verfolgte. Kaufmann komponierte außerdem mehrere Filmmusiken für die aufstrebende Filmindustrie in Bombay, dem späteren Bollywood.
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