RÜEGG Mathias
A Little Message for Paul für Klavier
Besetzung
Klavier 2-händig
Bestell-Nr.
01 683
ISMN
979-0-012-20104-5
Keine Medien vorhanden
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Beschreibung
In diesem Stück stehen keinerlei Spielangaben, es ist dem Interpreten zur freien Gestaltung überlassen. Und auch hier gibt es wieder zwei grundsätzlich verschiedene Interpretationsmöglichkeiten. Man kann es eher klassisch oder eher jazzmäßig spielen. Dieser Streifzug durch die harmonische Welt des 20. Jahrhunderts lässt beides zu, wobei es neben der rhythmischen Auffassung noch einen weiteren, nicht unwesentlichen Unterschied gibt. Während man in der Klassik bei Akkorden in der rechten Hand tendenziell die oberste Note leicht heraushebt, wird das im Jazz nicht so gemacht.
Alle Töne sind gleich anzuschlagen, denn nur dann kann sich der Klang eines Akkordes vollständig entfalten, (z. B. T 23 uf, T 42, T 69 uf, T 115,116 etc). Und Klassiker werden dieses Stück wahrscheinlich schneller und damit virtuoser als „Jazzmusiker“ spielen, wobei natürlich manche Stellen dazu geradezu verleiten (z. B. T 1-7, T 98-114, T 219-221, T 230-236) sollen. Etwas anders verhält es sich bei den wiederkehrenden Sechzehntelketten (z. B. T 10-19, T 53-63, T 72-93, T 150-169 etc). Wenn man diese Passagen sehr genau phrasiert, dann sollte man sie nicht zu schnell nehmen.
Aber in Wahrheit habe Sie jede Freiheit, und deswegen sollten Sie sich auch nehmen. Doch hier noch ein kleiner Tipp: es gibt ein paar Stellen (eine verrate ich Ihnen hier: Takt 222), wo ein Subitopiano Wunder wirkt, gerade dann, wenn man es am wenigsten erwartet.
Das Stück ist übrigens Paul Gulda gewidmet, mit dem mich eine länger dauernde musikalische Freundschaft verbindet und der mehrere Stücke von mir uraufgeführt hat, u. a. auch ein Klavierkonzert über ein Mozartfragment mit dem Wiener Concertverein. Hörproben beider Stücke wie unten angegeben.
Und wenn Sie im Titel im dritten Wort das E durch ein A ersetzen, dann kommen Sie möglicherweise auf ganz neue Ideen ...
Hörproben
Allgemeine Spielanleitungen:
Nachdem ich versuche, „klassische“ Musik aus der Perspektive eines Jazzmusikers zu schreiben, sollte Folgendes berücksichtigt werden: Alle rhythmischen Stellen beziehen sich auf den Grundbeat und müssen entsprechend rhythmisch, also ohne irgendwelche „Verzögerungen“ etc. gespielt werden. Die Phrasierung ist im Großen und Ganzen immer die gleiche: Die Bögen markieren die Längen (bzw. die melodischen Abschnitte) der Phrasen und oft auch ihre Akzente, sind aber hier, im Gegensatz zur klassischen Notation k e i n e Legatoangaben. Das klassische Staccato kommt eigentlich fast nie vor, es handelt sich also um eine Art Attacca, d. h. die Bläser stoßen die Noten einzeln an, und die Streicher spielen „Alla Corda“ bzw. „Détaché“ und phrasieren jede einzelne Note. Im Jazz würde man die Phrasierung als nicht triolisierte Legatoachtel bezeichnen. Bei den Rubatostellen wird dann normal legato gespielt.
PS: Komponisten (wie ich) liefern Vorschläge und legen keinen großen Wert auf Werktreuefetischismus. Wichtig ist das Erkennen der musikalischen Strukturen. Daraus ergibt sich zwangsläufig die „richtige“ Interpretation, vor allem, was die Rhythmik betrifft.
mathias rüegg,
Wien, März 2011
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