Werk

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ESTERMANN Kurt

digressio: memoria

Untertitel

für Countertenor (Altus) und Kammerorchester

Dauer
15'
Bestell-Nr.
Aufführungsmaterial leihweise

Keine Medien vorhanden

Beschreibung

digressio:memoria ist ein mehrteiliges Werk und nimmt auf lateinische Psalmtexte Bezug. Kurze Textausschnitte bilden einzelne Satzteile, wobei vokale und instrumentale Abschnitte wechseln, die Psalmtexte selbst umfassen ein Spektrum an dialektischer Emotionalität. Die kammermusikalisch instrumentale Besetzung und die Eigenart des solistischen Altus bietet dabei eine Palette an musikalisch inspirierten Ausdrucksformen. „Die Toren sagen in ihrem Herzen: Es gibt keinen Gott.“ // „Sie werden vergehen, du aber bleibst; sie alle zerfallen wie ein Gewand; du wechselst sie wie ein Kleid, und sie schwinden dahin.“ // „Schaut her, ihr Gebeugten, und freut euch; ihr, die ihr Gott sucht: euer Herz lebe auf!“ Gott als das Nicht-Existente? Gott als das einzig Ewige? Die Frage nach Gott bringt seit jeher eine Vielzahl an gegensätzlichen und widersprüchlichen Antworten hervor. Diese Spannung greift „digressio : memoria“ auf und stellt mit den Worten der Psalmisten die uralte, stets aktuelle Frage nach der Möglichkeit einer Beziehung zu Gott. „digressio : memoria“ tut dies in der Form des Gegensatzes: Im Zentrum der Komposition steht die Antithese. Zwei kurze lateinische Psalmabschnitte markieren Position und Gegenposition und bilden so die Grundsteine des Werks. Eine Brücke zwischen ihnen schlägt der Abschied (digressio), der einmal als bewusste Abkehr von Gott, einmal als Flüchtigkeit alles Menschlichen im Angesicht der göttlichen Unvergänglichkeit erscheint. Doch der Abschied gibt auch – nach einem kurzen Innehalten am Beginn (statio) – den Impuls zum Aufbruch, zur Bewegung von etwas weg, auf etwas zu, mit der Ungewissheit, die jeder Aufbruch in sich birgt. In 14 Abschnitten werden die Psalmtexte im Wechsel zwischen vokalen und instrumentalen Teilen gleichsam in eine Prozession eingebettet; variiert und intensiviert erscheinen die Psalmabschnitte immer wieder, wie festgefahrene Gebetsformeln – aber der Text irritiert, fordert heraus: So entsteht aus Non est Deus die Aufforderung zu einer Erinnerung anderer Art: kein erstarrtes Zurückblicken, sondern ein vorwärtsschauendes Suchen, eine memoria, die zweifeln darf, die vom Zweifel genährt wird und deren Freude in der Suche, nicht im Wissen liegt. (Kurt Estermann)