Improvisation I für Orgel

Die Orgel ist aufgrund ihrer vielfältigen Möglichkeiten ein ideales Instrument zum Improvisieren. Der Titel „Improvisation I“ soll darauf hinweisen. Bei Bewältigung dieser Ausdrucksform ging es mir darum, genau vorgegebenes Material möglichst frei wachsen zu lassen, Formen zu finden, die zueinander durch entwicklungsbedingte Verklammerung in Beziehung gebracht werden können, Kontrastteile einzubauen, die für klare Gliederung sorgen. Als Fundament dient ein cantus-firmus im Pedal, der so genannte rote Faden durch das ganze Stück, der Teile zusammenhält, beeinflusst, Entwicklungen begünstigt. Das zentrale Ereignis ist der Mittelteil „improvisatorisch“, wo der Wille zur freien kompositorischen Gestaltung am deutlichsten spürbar wird. Drei Stationen führen dorthin: Am Anfang ein Präludium, dem Charakter nach monomotivisch, im starken Kontrast dazu ein langsamer Teil, in dem Stufe für Stufe Polyphonie entwickelt wird, dann eine Invention, wo mit Material der vorangegangenen Teile neu Kombinationen erfunden werden. Der differenzierte Satz der Invention kann auf Grund seiner Profilierung als Spiegelform weiterverwendet werden und leitet nach dem improvisatorischen Kernteil die dreistufige Schlusssteigerung ein. Ein feierliches Nachspiel bildet den Höhepunkt und gleichzeitig den Abschluss des Stückes.  (Erich Urbanner)