Werk

Noten
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URBANNER Erich

Kammerkonzert für zwölf Spieler

Erscheinungsdatum
2009
Dauer
18'30''
Bestell-Nr.
Aufführungsmaterial leihweise

Keine Medien vorhanden

Beschreibung

 Während der kompositorischen Arbeit, auf der Suche nach einem geeigneten Konzept kristallisierte sich eine zyklische Abfolge von neun zusammenhängenden Abschnitten heraus. Der Titel „Konzert“ – zumal dann, wenn von Wettstreit die Rede ist – erwählt in der Regel Soloinstrumente zu primären Trägern des musikalischen Geschehens. Meine Absicht bestand aber darin, den zwar üblichen Zustand des solistischen Individuums gegen die Vereinnahmung durch ein rezeptionsgeschichtlich festgeschriebenes Kollektiv als Ausgangsbasis zu verwenden, allerdings nicht zum Zweck der Fortschreibung der Gattungstradition, sondern zur Begründung einer neuen Kollektivität. Gerade bei Kammermusik- und Ensemblebesetzungen, wo Reichtum an Farben und Nuancen ständig zugenommen haben, das technische Repertoire der Musiker ein sehr hohes Niveau erreicht hat, ist es schwierig geworden und neigt oft zu artistischer Übertreibung, das „concertare“ vom Wettstreit des Solisten um die Palme des Virtuosen wie gewohnt anzulegen. Es ist weniger merkwürdig als zunächst vermutet, dass von Konzertstücken ebenso eine Faszination, die von Instrumentalisten allgemein und ihrem Spiel, ja nicht zuletzt vom Instrument selber ausgehen kann.   Im vorliegenden Werk wird das Augenmerk auf vier Formationen einschlägiger Kammermusik gerichtet, als Ergebnis kompositorischer Prozesse: ein Streichquartett (anstatt 2. Geige aber Kontrabass), ein Bläserquintett und ein eigenwillig mit vier Spielern besetztes Klaviertrio, wobei die isorhythmisch geführten Passagen von Geige und Bratsche als eine Stimme zu sehen sind, sowie Basstuba, die mit Horn und Posaune noch eine zusätzliche Trioformation bildet. Diese vier Gruppen stellen sich dem Wettstreit in der Rolle des Kontrahenten, der Annäherung zur Partnerschaft bis hin zum gemeinsamen Musizieren. Die Satzteile sind durch reichhaltige Formen geprägt, durch eine Vielfalt von Dialogen, ein Netz von instrumentalen Beziehungen bis hin zur Bündelung mehrfacher Zeit- und Erlebnisschichten, wechselnd in Dichte und Kontinuität, ein flexibles Gewebe von ebenso durchsichtiger Zartheit wie auch stählerner Festigkeit. Wegen seiner speziellen Klangfarbe nimmt das Klavier einen besonderen Stellenwert ein. Stichwortartig werden Impulse und Ideen für das Ensemble präsentiert, das die Ausarbeitung und formale Gestaltung übernimmt. Ebenso geben Zwischenspiele als Vorformulierung darüber Aufschluss, was in der Folge passieren wird. Das Klavier ist also Auslöser von dem, was inhaltlich in den neun Abschnitten an musikalischen Aktivitäten entwickelt wird. Durch gelegentliche harmonische Unterstützung, durch akzentartige Schärfung von Motiven und Steigerungen greift es auch selber immer wieder in das musikalische Geschehen ein, schlussendlich durch offenes Hervortreten beim bizarren Klaviertrio am deutlichsten zu bemerken. Die epiloghaft ausklingende Coda gibt einen Hinweis darauf, beim „concertare“ doch wieder das Individuum zu suchen. Könnte dieses Stück vielleicht auch als eine andere Art eines Klavierkonzertes gedeutet werden? --- Die Frage bleibt offen. Erich Urbanner  

Inhalt

 

Rezension

(...) Den Beginn machte „Altmeister“ Erich Urbanner mit seinem neuen „Kammerkonzert für zwölf Spieler“. Urbanner erläuterte dem Publikum selbst seine Bestrebungen und schrieb auch in seiner Programmnotiz darüber, dass der Titel „Konzert“ für ihn heute nicht mehr bedeuten könne, was die Gattungstradition vermuten lässt, nämlich einen „Wettstreit“ eines Solisten mit dem Orchester oder von Solisten untereinander um die Palme des Virtuosen. Vielmehr gehe es ihm um eine neue Kollektivität, dahingehend, dass er alle beteiligten Musiker diesfalls als vier „Solisten“ gruppiert und zwar in Formationen einschlägiger Kammermusik: „ein Streichquartett (anstatt 2.Geige aber Kontrabass), ein Bläserquintett und ein eigenwillig mit vier Solisten besetztes Klaviertrio, wobei die isorhythmisch geführten Passagen von Geige und Bratsche als eine Stimme zu sehen sind, sowie Basstuba, die mit Horn und Posaune noch eine zusätzliche Trioformation bildet. Die vier Gruppen stellen sich dem Wettstreit in der Rolle des Kontrahenten, der Annäherung zur Partnerschaft bis hin zum gemeinsamen Musizieren … ein flexibles Gewebe von ebenso durchsichtiger Zartheit wie auch stählerner Festigkeit. (…) Die epiloghaft ausklingende Coda gibt einen Hinweis darauf, beim „concertare“ doch wieder das Individuum zu suchen. Könnte dieses Stück vielleicht auch als eine andere Art eines Klavierkonzertes gedeutet werden? --- Die Frage bleibt offen“. Sehr schöne Aufgaben auch für die Solisten des Ensembles, neben Klavier auch die Holz- und Blechbläser, aber auch etwa Cello und Kontrabass. Heinz Rögl, „music austria – music information center“, 14.04.2010