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CERHA Friedrich

Konzert für Violine und Orchester

Erscheinungsdatum
2004
Besetzung
Violine(n) und Orchester
Dauer
30
Bestell-Nr.
Stp. 746 (Studienpartitur), 03 323 (Klavierauszug), Aufführungsmaterial leihweise
Bearbeiter
Gal Hartman (Klavierauszug)

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Beschreibung

"Ein caprizziöser, mitunter fast burlesker Charakter spielt eine größere Rolle als in all meiner Musik zuvor", beschreibt der Komponist den ersten der drei Sätze, der auf der Grundlage von Cerhas Rhapsodie für Violine und Klavier (2001) entstand. Das Klangfarbenspiel um ein verstecktes Zentrum d-moll prägt den zweiten Satz Nachtstück, während im Finale rapsodico stürmische Passagen mit wiegenden 6/8-Bewegungen wechseln. "Die Rolle des Soloinstruments, nach der oft gefragt wird, ist keine eindimensionale", meint Cerha – selbst ausgebildeter Geiger - zu seinem ersten Violinkonzert. "Sie wechselt stark und rasch. Die Geige tritt dem Orchester gegenüber oder führt das Stimmengeschehen im Orchester an, integriert sich vorübergehend oder geht ganz eigene Wege."

Rezension

VIELFALT TRIFFT LEICHTIGKEIT "Schwer zu sagen, ob musikalische Werke weise schmunzeln können. Im Wiener Konzerthaus, als Friedrich Cerhas Violinkonzert mit einer kleinen, lapidaren Schlusspointe in Form einer aufsteigenden Floskel elegant quasi gen Himmel entschwebte, wollte man es jedenfalls schon glauben - und dachte, mit diesem überraschenden Finale des neuen Werkes gleichsam ein Pendant zu Verdis Falstaff und den Opernworten 'Alles ist Spaß auf Erden!' gehört zu haben. Wenngleich hernach die Anzahl der aufgehellten Besuchermienen die bei Uraufführungen übliche Menge bei Weitem übertraf, wäre es ungerecht verkürzend, das neue Opus von Cerha auf das Element des Heiteren zu reduzieren. Zu viele Ausdrucksfacetten sind hier eingeflossen, als dass man mit einer eindimensionalen Deutung auskäme. Da taucht man ins rhapsodische 19. Jahrhundert ein, hört sublime Linien, Elegisch-Verspieltes, nimmt Kontraste zwischen solo agierender und im Kollektiv verschwindend eintauchender Violine wahr. Die Lyrik ist bisweilen von abstrakter Schönheit; der Orchesterpart auch von schroffer Extrovertiertheit, die bisweilen zu überraschenden Interventionen genutzt werden. Im Nachtstück allerdings ist auch atmosphärisch starke Ausbreitung von Klang zu hören - bis dann im Schlussteil das Schummrige mit dem Drängenden in einen Dialog tritt und die Violine zum Beginn zurückkehrt und eine großzügig und sich flink über alle Lagen des Instrumentes ausbreitende Linie noch einmal aufgreift. Ein kompaktes, ein straffes und elegantes Werk."  (Ljubisa Tosic, Der Standard, 27.12.2005) Wie schön Cerha, wie modern Beethoven klingt [...] Der Doyen der österreichischen Komponisten hat Schönbergs Hermetik längst hinter sich gelassen, lässt Assoziationen innerhalb der drei Sätze durchaus zu, gewinnt im letzten Satz dadurch sogar so etwas wie eine Einheit stiftende Reprisen-Wirkung.  (...) Ein zauberisch poetisches Nachtstück erwächst aus einem leisen Ton inmitten; und alle drei Sätze enden mit behutsam-charmanten Pointen, wie lange nichts in der Neuen Musik. Wiederholung erbeten!" (Wilhelm Sinkovicz, Die Presse, 20.12.2005) Virtuoses Stück mit Raffinesse und Tiefe …Dem Doyen der österreichischen Musik unserer Zeit ist ein großartiges, bei aller Raffinesse und Tiefe unmittelbar sich erschließendes, virtuoses Konzertstück gelungen, das einen über die Dauer von dreißig Minuten niemals ‚auslässt’. (…) Grandiose Klangfarbenmischungen im Orchester, voller Witzen und Pointen (…) Was der Ton dieses Instruments alles zwischen Lachen und Weinen oder beidem gleichzeitig auszudrücken vermag, weiß der Geiger Cerha, bei dem die tief sitzende Liebe zur Musik wohl ‚vom Zigeuner’ stammt, selbst am Besten… (Heinz Rögl, Salzburger Nachrichten, 20.12.2005) Cerha zwischen Lyrik und Bravour [...]Ein effektvoll strahlender Violinpart strahlt da aus dem Gesamtklang heraus, ist dennoch mit den anderen Stimmen eng verzahnt. Größere Solopassagen wechseln einander mit einem echten Zusammenspiel ab, leuchtende Virtuosität wird mit rhythmischer Prägnanz kombiniert. Ein reifes, nie abgeklärtes Werk, das durch seinen Mix aus Wirkung und Innigkeit beeindruckt. Wunderbar schwingen lyrische Passagen aus, in denen der Solist schöne Momente genießt. Und Ernst Kovacic entspricht da allen Anforderungen ideal." (Oliver A. Láng, Kronen Zeitung, 20. Dezember 2005) (...) Cerha überraschte: Stets leicht, elegant, sehr rhythmisiert, voller Musizierfreude (und gespickt mit Zitaten) ist Cerhas Stück; für pure Kopflastigkeit ist da kein Platz. Für Virtuosität aber schon, denn Cerha verlangt dem Solisten wie auch dem Orchester einiges ab. Der ehrliche Jubel galt dem Komponisten und allen Interpreten." (Peter Jarolin, Kurier, 20. Dezember 2005) Auch Schmelz darf sein Klassische Lyrik lässt das Opus nicht missen, mixt sie mit neutönender Fragilität, dazu leichtfüßiger Verve und einem Schuss Humor - weshalb Alban Bergs poetisches, doch schwergewichtiges Pendant als Vergleichspartner ausscheidet. Erfreulich unbeschwert legte man sodann im Konzerthaus los: Solist Ernst Kovacic ließ verzwirbelte Fitzeleien sirren, melancholische Kantilenen glänzen. Wobei sich letztere bevorzugt im Mittelsatz tummeln, erstere in den Ecksätzen - ganz, wie sich’s für einen Konzert-Dreiteiler gehört. Verschmitztes Finale (...)  Manch wuchtiger Brocken war schon dabei, doch weit mehr bunte Splitter - mal als impressionistisches Beiwerk, mal als orchestrale Intervention. Mit vereinten Kräften absolviert man zuletzt den hurtigen Zielsprint, lässt einen launigen Mezzo-Akkord zurück - und ein Schmunzeln, dass Cerha doch nicht so klassisch-glorios schließt." (Christoph Irrgeher, Wiener Zeitung, 20. Dezember 2005)