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BISCHOF Rainer

Mutationen für Violoncello solo op. 41

Erscheinungsdatum
1994
Besetzung
Violine solo
Opus
op. 41
Dauer
7'
Bestell-Nr.
03 741

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Beschreibung

Die Mutationen für Violoncello solo op. 41 entstanden 1994 auf Anregung von Susan Salm und sind der Cellovirtuosin gewidmet. Als Schüler Hans Erich Apostels (und somit Nachfahre der 2. Wiener Schule) gestaltet Rainer Bischof seine sämtlichen Werke nach streng dodekaphonischem Prinzip. Entgegen der häufigen Ansicht, dass die Dodekaphonie in die Sackgasse geführt hat und heute passe ist, wird diese Technik nach wie vor von sehr vielen Gegenwartskomponisten (oftmals versteckt) angewandt und stellt immer noch eines der besten Systeme zur Ordnung der chromatischen Totale (deren Präsenz sich schon bei Bach, ja davor feststellen lässt) dar. Dass dieses Ordnungsprinzip allein noch nichts über Gestus und Charakteristik der Musik aussagt, beweisen die vielen unterschiedlichen Personalstile von dodekaphonisch arbeitenden Komponisten. In Rainer Bischofs Musik besitzt die Emotion, die Expressivität einen hohen Stellenwert. Und natürlich die Aussage, die es zu transportieren gibt, die stets um philosophische Inhalte kreist. Häufig dienen symmetrisch gebaute Zwölftonreihen als Basismaterial für Bischofs Kompositionen. In den Mutationen op. 41 ist die Symmetrie der Reihe (D-Gis-E-A-Fis-H---F-G-Cis-B-Es-C) nicht vollkommen. Die erste Fünftongruppe gleicht der letzten mit Ausnahme eines einzigen Intervalls gänzlich, die beiden restlichen Töne um die Zentralachse bilden einen Tritonus, ein geschlechtsneutrales und spannungsreiches Intervall, welches für den Dodekaphoniker Dominantbedeutung besitzt. Kaum zufällig wirken diese mikrokosmischen Merkmale wie eine „Mutation“ in der „Genstruktur“ des Werkes. Wie Mutationen stets die Evolution sprunghaft vorangetrieben haben, spielt diese Tonmaterialordnung eine entscheidende Rolle in der Entwicklung des Musikstücks. Die einsätzige Komposition gliedert sich formal in ein am Beginn exponiertes zehntaktiges Thema, worauf ohne Unterbrechung abwechselnd sechs Mutationen und fünf Durchführungen folgen. Bewusst zieht der Komponist in diesem Fall den Ausdruck „Mutation“ dem gängigeren Begriff „Variation“ vor, da sich die Veränderungen hier eher im mikrokosmischen Bereich und tief unter der Oberfläche vollziehen. Was die Durchführungen betrifft, so sind die erste und fünfte zweistimmig, die zweite und vierte dreistimmig und die zentrale (Allegro barbaro überschriebene) dritte vierstimmig durchgestaltet, was eine pyramidenartige Großform ergibt. Technisch stellt das Stück hohe Anforderungen an die Interpretin. Arco- und Pizzicato-, Flageolet- und Sul-Ponticello-Techniken wechseln stellenweise von Ton zu Ton, manchmal treten die verschiedenen Tonerzeugungsarten gleichzeitig auf. Doch steht diese Virtuosität stets im Dienste der musikalischen Notwendigkeit, wird niemals zum Selbstzweck. Zwölftontechnik und Expressivität sind für Rainer Bischof keine Gegensätze. Im Gegenteil: Die Knetbarkeit des dodekaphonischen Materials garantiert ihm die ideale Plattform für den Kampf der Emotionen, der für seine Musik so charakteristisch ist. Seine Klanggebäude bewegen sich zwischen Aufschrei und Seufzer, zwischen Auflehnung und Resignation. Die Melancholie und das Aufbegehren gegen diese seelische Stimmung, die Verzweiflung an der Welt und an sich selbst sind wesentliche Momente von Bischofs musikalischem Empfinden. In der vorliegenden Komposition spielt auch die Subjektivität des Zeitbegriffs eine wesentliche Rolle. Wie unter dem Mikroskop der Zeitlupe dehnen sich Augenblicke, wird der Pulsschlag unspürbar. Hypnotisch zieht die Musik den Zuhörer in ihren Bann und entlässt ihn erst, als die Zeit endgültig stillzustehen scheint. Rainer Bonelli 

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