SHIH
Requiem
Untertitel
für Klavier, Streichorchester und Membranophone
Erscheinungsdatum
2009
Besetzung
Klavier und Orchester
Dauer
22'
Bestell-Nr.
Aufführungsmaterial leihweise
Keine Medien vorhanden
Beschreibung
Der Komponist Shih erzählt, dass Kiels GMD Georg Fritzsch und die serbische Pianistin Anika Vavic sich ein Klavierkonzert von ihm wünschten, er aber skeptisch gegenüber dieser historisch überfrachteten Gattung war:
„In den Köpfen des Publikums hat sich die feste Vorstellung eingenistet, dass ein Klavierkonzert ein groß besetztes, bombastisches Werk von mindestens drei Sätzen sein muss. Diese Vorstellung möchte ich aufbrechen. Ein modernes Klavierkonzert muss anders klingen. Ich möchte ganz andere Klangfarben. Mir schwebt da ein viel subtilerer Dialog von Klavier und Begleitung vor. Nach langem Suchen stieß ich auf das Gedicht ‚Weltende‘ von Else Lasker-Schüler, dessen Thematik und hohe Emotionalität mich sofort begeisterten, und das ich als Motto für mein Konzert gewählt habe […] Wichtiger als eine gewisse Endzeitstimmung war für mich die Thematik der gestörten Kommunikation des lyrischen Ich mit seiner Umwelt. Gerade unsere heutige Welt empfinde ich als sehr aggressiv und unpersönlich, was oft aus einer Unzufriedenheit der einzelnen Menschen mit sich selbst resultiert.
Mein Klavierkonzert ist eine Art positive Antwort auf Else Lasker-Schüler. In meiner Interpretation sind das lyrische Ich und das Du, in dessen Liebe und Nähe sich das Ich im Gedicht vor der feindlichen, unpersönlichen Welt flüchtet, eins. Mir geht es um die Vereinigung des Ich mit sich selbst. Wenn das Ich mit sich selbst ins Reine gekommen ist, dann hat es, spirituell gesehen, eine höhere Ebene erreicht, und dann löst sich automatisch auch die Kommunikationsstörung mit der äußeren Welt auf. Es ist die Hoffnung auf eine Art Verklärung. Deswegen habe ich das Konzert mit Requiem überschrieben. Ein Requiem ist Ausdruck der Hoffnung, dass die Seele nach den Kämpfen des Lebens mit sich und der Welt Frieden geschlossen hat. […] In der Klavierstimme könnte man die Suche des Ich nach sich selbst sehen. Die Begleitung charakterisiert die Kommunikationsprobleme mit der äußeren Welt. Manchmal ‚versteht‘ sie das Klavier, oft aber reagiert sie völlig unerwartet, schockiert das Soloinstrument sozusagen. Zum Schluss hin gibt es allerdings diese positive Entwicklung. Anfang und Schluss sind beide sehr leise. Der Schluss ist aber keinesfalls so düster und bedrohlich wie der Anfang. Bei der unaufhaltsamen, doch sehr kontrollierten Verdichtung der beginnenden Einzeltöne und der allmählich einsetzenden Paukenwirbel hatte ich das unheimliche Bild von Soldaten vor Augen, die in die Schlacht ziehen. Alle kämpfen gegen- und miteinander, und gleichzeitig ist jeder sehr einsam.“
Es ist ein Weinen in der Welt,
Als ob der liebe Gott gestorben wär,
Und der bleierne Schatten, der niederfällt,
Lastet grabesschwer.
Komm, wir wollen uns näher verbergen…
Das Leben liegt in aller Herzen
Wie in Särgen.
Du! Wir wollen uns tief küssen –
Es pocht eine Sehnsucht an die Welt,
An der wir sterben müssen.
Else Lasker-Schüler
Inhalt
Rezension
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