ZEISL Erich
Requiem ebraico.The 92nd Psalm.
- Fassung für Soli, gem. Chor und Orchester
- Fassung für Soli, gem. Chor und Orgel
Beschreibung
Erich Zeisl (1905-1959) flüchtete1938 aus Wien ins amerikanische Exil. Dort trat in seinem Schaffen eine stärkere Besinnung auf seine jüdische Herkunft hervor. Bewegendstes Zeugnis der Auseinandersetzung mit dieser Tradition ist das Requiem Ebraico, das dem Gedächtnis an Zeisls im Holocaust ermordeten Vater (und Stiefmutter) und den "zahllosen Opfern der jüdischen Tragödie in Europa" gewidmet ist. 1945 komponiert und uraufgeführt, ist Zeisls Requiem das früheste Werk der Musikgeschichte im Gedenken an den Holocaust.
Rezension
Erich Zeisls Botschaft tränenreicher Hoffnung „Erich Zeisl gehört zu jenen österreichischen Komponisten der Zwischenkriegszeit, die 1938 durch rassische Verfolgung ins Exil getrieben und in ihrer Heimat trotz früher Erfolge weitgehend vergessen wurden. Wegbereiter der erst im Jahre 2005 einsetzenden Wiederentdeckung seines Œuvres war das 1944/45 entstandene ‚Requiem Ebraico (The 92nd Psalm)’. Es war aus Anlass von Zeisls 50. Todestag jetzt auch im ersten Philharmonischen Konzert der neuen Saison zu erleben. Und es erntete bei einem Publikum, das gegenüber Musik des 20. Jahrhunderts sonst eher zurückhaltend reagiert, einen rauschenden Erfolg. Ein durchaus verdienter Erfolg, zieht man seine solide handwerkliche Machart mit einer schulgerechten Schlussfuge, seinen klangvollen Chorsatz in klug disponierter Gegenüberstellung mit den Solopartien, seine transparente Orchesterbehandlung in Betracht. Die Tonsprache selbst changiert im Wesentlichen zwischen Johannes Brahms und Richard Strauss, zuweilen ergänzt durch orientalisch anmutende Melismatik. Das ist kein Zufall: Ursprünglich war das Werk für die Synagoge bestimmt. Später widmete sie Zeisl dem Andenken an seinen im KZ umgekommenen Vater und akzeptierte dabei bewusst den scheinbaren Widerspruch des Requiem-Gedankens zum Text des Psalms 92, wo er nach seinen Worten die Tröstung einer tränenreichen Hoffnung gefunden hatte. Die Wiedergabe dominierte der Wiener Singverein mit einer seiner Glanzleistungen, assistiert vom Solistenterzett Raimondi, Kulmann und Eröd und sicher geführt von Tugan Sokhiev.“ (Gerhard Kramer, Wiener Zeitung, 7. Oktober 2009) Philharmonischer Auftakt mit neuem Dirigenten, rarem Psalm „Rechtzeitig zum 100. Geburtstag, 2005, war ihm eine Ausstellung im Jüdischen Museum gewidmet. Jetzt kam Eric (Erich) Zeisl im ersten Abonnementkonzert der neuen Saison zu philharmonischen Ehren: mit seiner als ‚Requiem Ebraico’ bekannt gewordenen Vertonung des 92. Psalms. Einer Komposition, die der gebürtige Wiener, der 1959 mit 54 Jahren in Los Angeles starb, im Auftrag des dort tätigen Rabbiners Jacob Sonderling geschrieben hat. Als er mitten in der Arbeit vom Tod seines Vaters und seiner Stiefmutter im NS-Vernichtungslager Treblinka erfuhr, gab er der Psalmvertonung den Charakter eines Requiems. Das erklärt den resignativen Tonfall des in einer imposanten Schlussfuge mündenden Werks, dem auch exotische Züge zu eigen sind. Zubin Mehta, der diesen Psalm immer wieder aufführt, hat sich das Werk gewünscht. Unerwartete persönliche Umstände zwangen ihn – erstmals in seiner 48-jährigen Zusammenarbeit mit den Philharmonikern –, die Leitung dieses ersten ‚Philharmonischen’ der Saison zurückzulegen. Eine Chance für den erst 32-jährigen Chefdirigenten des Orchestre Capitole de Toulouse, Tugan Sokhiev, der auch ständiger Dirigent am St.Petersburger Mariinskij Theater ist. Und hier, bei Zeisls knapp zwanzigminütigem Chor-Orchesteropus, nutzte er sie. Vor allem seine aus der Spannung des Werks gewonnene Tempodramaturgie überzeugte. (dob, Die Presse, 5. Oktober 2009) Ein Maestro mit Mut „Auch beim Hebräischen Requiem von Erich Zeisl überzeugte Sokhiev mit deutlichem Zugriff auf den großen Chor (Singverein). Der gebürtige Wiener musste 1938 emigrieren, lebte und arbeitete in Los Angeles. Das zu Ende des Krieges geschriebene Werk lässt die Nähe Hollywoods spüren, aber auch das Entsetzen über Hitlers Judenverfolgung. Der Text (Psalm 92) findet Trost im Hass. Adrian Eröd hat ihn sensibel übertragen und das gewichtige Baritonsolo eindrucksvoll vorgetragen. Dazu zwei Damen-Soli (Raimondi, Kulman). Ein musikalisches Zeitdokument.“ (Karl Löbl, Österreich, 5. Oktober 2009) Erich Zeisl entdeckt! „Im Mittelpunkt des Konzerts: Erich Zeisls Emigrationswerk ‚Requiem Ebraico’. Klangsatt die Sprache, manches gemahnt an Mahler und Korngold. Bewegend! Auch dank Singverein, Ildikó Raimondi, Elsiabeth Kulman, Adrian Eröd.“ (OL, Kronenzeitung, 5. Oktober 2009) „… eine Entdeckung“ „… brachen die … exzellenten Philharmoniker eine Lanze für den vor 50 Jahren verstorbenen, vom Nazi-Terror vertriebenen Erich Zeisl. Dessen ‚Requiem Ebraico’ war dank des Singvereins der Gesellschaft der Musikfreunde und der Solisten Adrian Eröd, Elisabeth Kulman und Ildikó Raimondi eine Entdeckung.“ (P. Jarolin, 5. Oktober 2009) "(...) It is a piece with moments of enormous beauty. (...) Zeisl's gift for melody is evident in his hauntingly beautiful themes, orchestrated with cinematic sweep. The opening chorus, sung in Hebrew, was deeply moving, as if these words of thanks were being sung against a veil of tears.(...)" (Janelle Gelfland, The Enquirer, Cincinnati, May 18, 2008) " (...) Zeisl’s work is powerful and condensed, distilling the grief and loss he felt at receiving the news of the death of his father and many friends in Treblinka concentration camp. The initial commission came to set the 92nd Psalm. This is an essentially celebratory Psalm opening with the words “ Tis good to give thanks unto the Lord”. Zeisl’s particular genius was to be able to find a way musically and spiritually in which he could both praise God and remember the dead. I find this fusion particularly powerful and moving. (...)" (Review of CD "Remembrance", BIS 1650, with Sao Paulo Orchestra and Choir under John Neschling, by Nick Barnard, musicweb.international, Sept. 2009)
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