ERÖD Iván
Sonate für Violine und Klavier Nr. 2 op. 74
Erscheinungsdatum
2000
Besetzung
Violine und Klavier / Orgel / Cembalo / Basso continuo
Opus
op. 74
Dauer
13'
Bestell-Nr.
03 283
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Beschreibung
Die 2. Sonate für Violine und Klavier op. 74 entstand zwischen November 1999 und März 2000 für die Schwestern Karin und Doris Adam, die den Komponisten gegen Ende 1999 um ein Werk baten; erstere hatte soeben Eröds Violinkonzert mit großem Erfolg gespielt, sodaß dieser der Bitte umso lieber nachkam. Und er schrieb den Musikerinnen die Sonate gleichsam auf den Leib, indem er ihre dynamische, vitale Art bedachte und sein Werk weniger „kammermusikalisch“, sondern ebenfalls vital, virtuos und mit expansiver Geste ausführte. Einsätzig angelegt, faßt es mehrere Teile in rhapsodischer Art zu einem großen Bogen zusammen.
Es beginnt auch wie eine Rhapsodie: Die Violine exponiert über arpeggienhaftem Untergrund des Klaviers eine expressive Linie (Largo assai), deren Modalität dem „Zigeuner-Dur“ angenähert erscheint, durch den zusätzlichen Leitton zur 5. Stufe (also das „eis“) aber auch archaische Elemente (entsprechend der „Doppelleitton-Kadenz“ der Frührenaissance) ins Spiel bringt; auch das Klavier bedient sich ausschließlich der Töne dieser Skala: h-c-dis-cis-fis-g-ais-h. Dieser Stilsphäre entsprechen zudem die lombardischen Rhythmen („umgekehrte Punktierung“ wie im Csárdás: zuerst die kurze, dann die lange Note). Durch enharmonische Verwechslungen wird das Geschehen bald von der Basis „h“ nach „c“ gestellt, dramatisch gesteigert, mit Doppelgriffen virtuos ausgestaltet und schließlich in ein „Più mosso, moderato“ geführt, das durch spezielle Spieltechniken der Violine auch klanglich abgehoben erscheint; durch die (durch einen Tritonus bereicherte) Zerlegung von Quartenakkorden über einem mixturhaft geschärften A-Dur-Untergrund stellt Eröd das Geschehen hier gleichsam auf zwei Ebenen, und erneut finden im Laufe der Entwicklungen Halbton-Verschiebungen verschiedener Natur statt. Eine auf das Thema des Beginns zurückgreifende „Animato“-Steigerung bildet einen ersten Höhepunkt, und ein „Sostenuto“ nimmt zudem deren Modalität auf.
Diese Modalität liegt schließlich auch dem folgenden, mit zahlreichen Taktwechseln arbeitenden „Allegro“ zu Grunde. Hier entwickelt sich aus Kleinmotiven ein immer neu anhebendes und sich stetig verbreiterndes figuratives Spiel, das der Tritonus-Schärfung des Klavier-Basses kleine Sekunden entgegenstellt, die das Rahmenintervall der verminderten Quint als deutlichen Gegenpol verwenden: auch dieses Geschehen wird halbtönig versetzt und erneut ausgestaltet, ehe variative Veränderungen bisheriger Formteile den Bogen zu runden beginnen: Das „Più mosso“ erscheint virtuos gesteigert, rhythmisch mehrpolig angelegt und melodisch verbreitert, das „Largo“ noch mehr improvisatorisch-rhapsodisch bereichert, wobei die Klavierbegleitung bisweilen an Zimbal-Klänge erinnert. Auch das „Allegro“ wird noch einmal aufgegriffen und schließlich in ein „Vivace subito“ geführt, das die Sonate mit letzter virtuoser Geste beendet.
Hartmut Krones
(im Programmheft der Uraufführung am 12. Mai 2000 im Wiener Musikverein)
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