Werk

Noten
suchen und finden

OFENBAUER Christian

Streichquartettsatz Nr. 4 2010 (BruchStück IX)

Besetzung
Streichquartette
Bestell-Nr.
06 198

Keine Medien vorhanden

Beschreibung

Die Musik ist ein weiterer Beitrag zu den bisherigen „senza espressione”-Studien, die ich seit den 90er Jahren ausgearbeitet habe. In ihnen wird eine – vielleicht akademisch mehrheitlich approbierte – bestimmte und ihrerseits auch weiterhin noch zu diskutierende Vorstellung von „espressivo“ in einer künstlerischen Praxis massiv in Frage gestellt: Die von mir in dieser Arbeit anvisierten Rahmenbedingungen lassen keinen Platz für übliche interpretative Freiheiten; Eine gelungene klingende Aufführung dieser Komposition wird sich an der möglichst genauen Darstellung des Notates zu messen haben. Deshalb müssen alle Aspekte, welche die rhythmische, dynamische, klangfarbliche, sowie die Ebene der Intonation betreffen, genauestens realisiert werden. Darüber hinaus ist auch diese Arbeit ohne jegliches Vibrato darzustellen. Die Auf- und Abstrich-Bezeichnungen sind streng verbindlich, ebenso die jeweils notierten Klangdauern (staccato/portato etc.) (Christian Ofenbauer)

Rezension

"Ein Kyudo-Meister im klassischen Kimono, umringt von einer Schar von Schülern; Batterien von Pfeilen und Bögen nebst all den anderen Utensilien, die beim japanischen Bogenschießen benötigt werden; schließlich das zeremonielle Schießen selbst: Größte Anspannung der Körper und der Bogensehnen, der Schuss quer durch eine riesige Halle, das eine gefühlte Sekunde später deutlich zu vernehmene Ankommen des Pfeils auf der vibrierenden Zielscheibe, während die Schützen noch in regungsloser Konzentration verharren. So beginnt üblicherweise kein Bericht über ein Musikfestival; doch boten sich genau diese Bilder am Dienstag im Salzlager Hall beim Osterfestival Tirol. Der Bogenschütze, der da einen siebenstündigen Workshop leitete, war niemand anderer als Komponist Christian Ofenbauer, der dann am Abend am selben Schauplatz die Uraufführung seines vierten Streichquartettsatzes Bruchstück IX (2010) mitverfolgte. Ofenbauers künstlerische Haltung lässt sich durchaus mit der Philosophie des Zen verbinden: Der Loslösung vom eigenen Selbst in der fernöstlichen Lehre scheint eine zentrale Tendenz seiner neueren Werke ziemlich genau zu entsprechen, nämlich der Abwendung von einer Ausdrucksmusik, der auch Ofenbauer selbst anfangs noch verpflichtet war. Von Emphase und Expressivität in der Schönberg-Nachfolge hat er sich also abgewendet. An ihre Stelle ist eine beim ersten Hinhören karge, brüchige Musiksprache getreten, die an die 'Absichtslosigkeit' amerikanischer Avantgardisten erinnert: Mit fast starrer Langsamkeit tastet sich Bruchstück IX an mechanisch-fahl wiederholten Akkordstrukturen und Mikromelodien entlang. Fast unmerklich beginnen die Repetitionen - ganz ähnlich wie beispielsweise auch bei Morton Feldman - auszufransen und kleinste Varianten zu entwickeln. Ebenso unmerklich verändern sich die Klangvaleurs, mischen sich stets wieder andere geräuschhafte Anteile hinzu. Wie auf der Negativseite musikalischer Emotionalität sind es dennoch reichste Ausdruckswelten, in denen diese Musik resultiert." (Daniel Ender, Der Standard, 21. April 2011)   „Das Thema Zeit ist auch in Ofenbauers Bruchstück IX, der Uraufführung des Abends, von bestimmender Relevanz. Ein ständig rundum wandernder, in leisen Tönen und nuancierten Farben gehaltener Puls, vergleichbar dem Ticken einer Uhr, gerät zwischenzeitlich außer Balance und ‚erfängt‘ sich wieder.“ (Thomas Nussbaumer, Kronen-Zeitung 21.4.2011)