RÜEGG Mathias
Three Questions - One Answer für Violine und Klavier
Besetzung
Violine und Klavier / Orgel / Cembalo / Basso continuo
Bestell-Nr.
33 205
ISMN
979-0-012-19974-8
Keine Medien vorhanden
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Beschreibung
Vielleicht kennen Sie ja die drei philosophischen Grundfragen: Woher kommen wir, wer sind wir und was gibt es zur Nachspeise? Die Antworten sind nach wie vor ungelöst. Sollten Sie sich allerdings fragen, wie spiele ich die erste, die zweite und die dritte Frage dieses Stückes, dann würde ich schon welche kennen. Der erste Satz besteht aus einem 16-taktigen harmonischen Zyklus, bestehend aus den vier Harmonien Ab7, Gj alt, E7, Eb7, die sich zueinander symmetrisch verhalten, wobei im Verlauf auch die entsprechenden Substitute eingesetzt werden (z. B. Ab7/D7, oder E7/Bb7). Die Intensität steigert sich über das Tempo, also von Achteln über Triolen bis hin zu den Sechzehnteln, wobei der Grundbeat immer derselbe bleibt, also auch im 6/8!!! Die zweite Frage ist eher frei angelegt, wird aber immer wieder von rhythmischen Stellen, alle im selben Tempo, unterbrochen. Die wichtigste Frage, nämlich die nach der Nachspeise, stellt sich rasend schnell, wobei immer wieder ungerade Rhythmen auftauchen, auf deren verschlungenen Pfaden die Suche nach der Wahrheit dadurch wohl eine höhere Chance erhält. Auch der Triolenteil bezieht sich hier wieder auf den Grundbeat. Und ganz am Schluss, wenn man glaubt, man hätte die dritte erraten und sich schon beim Kaiserschmarrn wähnt, taucht unerwarteterweise ein Turnaround auf. Also eine achttaktige Form mit Rhythm-Changes, die einst George Gershwin in I Got Rhythm erfunden hatte und die zur Grundlage der gesamten Jazzharmonik geworden ist: I-VI-II-V-I. Also doch kein Kaiserschmarrn, sondern Brownies? Aber wer Sie sind und woher Sie kommen, wissen Sie schon? Eben ... Ich jedenfalls heiße mathias, komme von meiner Mama und habe dieses Stück im November 2009 geschrieben.
Allgemeine Spielanleitungen:
Nachdem ich versuche, „klassische“ Musik aus der Perspektive eines Jazzmusikers zu schreiben, sollte Folgendes berücksichtigt werden: Alle rhythmischen Stellen beziehen sich auf den Grundbeat und müssen entsprechend rhythmisch, also ohne irgendwelche „Verzögerungen“ etc. gespielt werden. Die Phrasierung ist im Großen und Ganzen immer die gleiche: Die Bögen markieren die Längen (bzw. die melodischen Abschnitte) der Phrasen und oft auch ihre Akzente, sind aber hier, im Gegensatz zur klassischen Notation k e i n e Legatoangaben. Das klassische Staccato kommt eigentlich fast nie vor, es handelt sich also um eine Art Attacca, d. h. die Bläser stoßen die Noten einzeln an, und die Streicher spielen „Alla Corda“ bzw. „Détaché“ und phrasieren jede einzelne Note. Im Jazz würde man die Phrasierung als nicht triolisierte Legatoachtel bezeichnen. Bei den Rubatostellen wird dann normal legato gespielt.
PS: Komponisten (wie ich) liefern Vorschläge und legen keinen großen Wert auf Werktreuefetischismus. Wichtig ist das Erkennen der musikalischen Strukturen. Daraus ergibt sich zwangsläufig die „richtige“ Interpretation, vor allem, was die Rhythmik betrifft.
mathias rüegg,
Wien, Januar 2011
Rezension
Wenn man die Geige in die Hand nimmt um neue Musik vom Blatt zu lesen, freut man sich außerordentlich, wenn schwierig aussehende Musik gut in die Hand fließt und beim Überschauen der Partitur ein logischer Aufbau sichtbar wird (...)
Mathias Rüegg schrieb hier eine dreisätzige Jazz-Sonate von ¼ Stunde Dauer. Zehn sich steigernden Variationen auf einem Harmonieschema folgt ein nachdenklicher Blues mit impressionistischem Gestus, der zwischenhinein rhythmisch gefasst wird. Das motorisch schnelle Finale mit interessanten Taktwechseln und Akzentverschiebungen wird beendet von einem 6 mal 8-taktigen „Turn around“, der aussieht wie eine Chaconne. Hie und da wird man kurz an Grappelli erinnert, aber das zeigt nur auf die Wurzeln dieser charaktervollen, dynamisch differenzierten, für beide Instrumente spannend zu spielenden Musik.
(Walter Amadeus Ammann, SCHWEIZER MUSIKZEITUNG 6/2013 und ESTA-NACHRICHTEN Okt. 2013)
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