RÜEGG Mathias
Tramway Vienna - Bratislava
Untertitel
für Trompete und Klavier
Besetzung
Trompete(n) und Klavier / Orgel
Bestell-Nr.
05 748
ISMN
979-0-012-20004-8
Keine Medien vorhanden
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Beschreibung
Als ich 1976 nach Wien kam, ließ ich mich in der östlichsten Stadt Europas mit leicht verschlafenem Balkanflair nieder. Reisen lag damals nicht im Bewusstsein dieser Ureinwohner, von denen die meisten die österreichischen Landeshauptstädte nur vom Hörensagen her kannten, von umliegenden Städten wie Budapest oder Prag ganz zu schweigen. Die Österreichische Bundesbahn leistete dazu ihren eigenen Beitrag. Dabei war alles einmal anders: Bereits um die Jahrhundertwende gab es eine Straßenbahnverbindung zwischen Wien und Bratislava, zweier Hauptstädte, die nur sechzig Kilometer voneinander entfernt und heute sogar mit einem Schnellboot in nur einer Stunde erreichbar sind. Und dennoch im Bewusstsein so weit auseinander liegen. Deswegen sind die exzellenten slowakischen Eishockeyspieler gleich in die USA und nicht zum Wiener Eishockeyverein ausgewandert. Den ebenso guten (Jazz-)Musikern blieb das jedoch verwehrt. Erst in jüngster Zeit wird man hier auf diese unglaublich talentierten slowakischen Jazzmusiker aufmerksam, die eines gemeinsam haben: Sie alle sind perfekt ausgebildet und fühlen sich musikalisch überall zu Hause. So z. B. der Trompeter Juraj Bartos, der in der Barockmusik, der neuen Musik, in alten Jazzstilen wie auch im modernen Jazz eine Koryphäe ist. Oder, nebst vielen anderen, die jungen Musiker Roman und Franz Janoska, die beide Klassik und Jazz auf höchstem Niveau spielen, also die Zukunft verkörpern, von der Friedrich Gulda einst geträumt hatte.
Dieses Stück habe ich 2007 für Juraj Bartos geschrieben, um ihn damit herauszufordern, so lautete unser Agreement. Ein technisch sehr anspruchsvolles Stück – allein die vielen Dämpferwechsel haben es in sich, wobei es am Schluss noch in luftige Höhen hinauf geht. Also Schwierigkeitsgrad elf von zehn, und deswegen wünsche ich viel Vergnügen.
Hörproben
Allgemeine Spielanleitungen:
Nachdem ich versuche, „klassische“ Musik aus der Perspektive eines Jazzmusikers zu schreiben, sollte Folgendes berücksichtigt werden: Alle rhythmischen Stellen beziehen sich auf den Grundbeat und müssen entsprechend rhythmisch, also ohne irgendwelche „Verzögerungen“ etc. gespielt werden. Die Phrasierung ist im Großen und Ganzen immer die gleiche: Die Bögen markieren die Längen (bzw. die melodischen Abschnitte) der Phrasen und oft auch ihre Akzente, sind aber hier, im Gegensatz zur klassischen Notation k e i n e Legatoangaben. Das klassische Staccato kommt eigentlich fast nie vor, es handelt sich also um eine Art Attacca, d. h. die Bläser stoßen die Noten einzeln an, und die Streicher spielen „Alla Corda“ bzw. „Détaché“ und phrasieren jede einzelne Note. Im Jazz würde man die Phrasierung als nicht triolisierte Legatoachtel bezeichnen. Bei den Rubatostellen wird dann normal legato gespielt.
PS: Komponisten (wie ich) liefern Vorschläge und legen keinen großen Wert auf Werktreuefetischismus. Wichtig ist das Erkennen der musikalischen Strukturen. Daraus ergibt sich zwangsläufig die „richtige“ Interpretation, vor allem, was die Rhythmik betrifft.
mathias rüegg,
Wien, Januar 2011
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