STERK Norbert
Vertigo. Saxophon. Desaster
für Sopransaxophon solo und Orchester (2009/10)
Keine Medien vorhanden
Beschreibung
Komponieren ist der Versuch, die Stille in mir – und den Lärm – aufleben zu lassen, ihren Farben und Klängen zu trauen – ohne sie in ein Korsett zu zwingen – und sie auf behutsame, vielfältige Weise wahrzunehmen. Die Komposition selbst ist ein sorgfältiges Protokoll dieses langsamen Wahrnehmens und beschreibt einen Prozess des Hörens. Das Saxophonkonzert ist Teil des Zyklus „Ins Innere des Bildes“ nach Gemälden der Künstlerin Elisabeth Holzer und entstand vor allem 2010. Weitere Kompositionen dieses Zyklus sind „Mandragora“ für Ensemble, „…aus Finsternissen losgelöst“ für Klaviertrio, „land der wachen spiegel“ für Flöte solo und das Hornkonzert „…und leuchteten das Dunkel aus“. Die Gemälde entstanden gemeinsam mit den Kompositionen: Deren Musik folgt dem Malprozess, lässt sich von Gestus, Farbe und Form des gerade Gesehenen inspirieren, „malt“ weiter und übermalt. Niemals allerdings will die Musik Untermalung sein oder eine allgemeine Interpretation anbieten. Denn Musik erfindet das Gesehene neu und spinnt es weiter. Umgekehrt setzt die Malerin an Gehörtem an und verwandelt bereits in Musik Gesetztes noch einmal. Es ist, als ob Musik und Bild einander hervorbringen würden. So entstehen Malerei und Musik eng aufeinander bezogen. Der Prozess der Entstehung wird durch Musik vorgeführt und nachvollziehbar. Es ist ein Zelebrieren des gegenseitigen Durchquerens … ein Verweilen, Verschweigen, Übertreiben, Herausnehmen, ein Sich-Verlieren… Die Malerin / der Komponist nimmt von ihr/ihm „Entdecktes“ und „erzählt“ davon, jedes Medium auf seine Weise, Musik und Bild geben immer neue Antworten, langsam verwandelt und vertieft sich Wahrnehmung. Neue Perspektiven öffnen sich… Der Zyklus ist der Versuch einer komponierten/gemalten, das heißt sehr langsamen, sehr verschieden gearteten Kontaktaufnahme mit Kunst. Dadurch erst erschließt und verändert sich Inhalt zunehmend. Die Kontaktaufnahme erfolgt zart, heftig, zustimmend oder ablehnend, übersehend… Musik und Bild (auch Saxophonist und Ensemble) gleichen zwei Individuen, die einander begegnen und aufeinander reagieren (möglicherweise auch durch Nicht-Reagieren) in einer Art freiem Tanz. Dem Saxophonisten/der Saxophonistin ist einerseits die Rolle des reflektierenden Betrachters zugeordnet, andererseits setzt er/sie Impulse für orchestrale Verwandlungen oder erscheint als Teil des Ensembles, verwoben in dessen instrumentale Strukturen… Zuletzt könnte das Stück in eine freie Kadenz münden, eigenständig reagierend auf das zuvor Gehörte. „Vertigo. Saxophon. Desaster“ ist Gerald Preinfalk gewidmet, dem Interpreten der Uraufführung. Norbert Sterk
Rezension
(…) Der nächste Programmpunkt stammte von Norbert Sterk. Sein Saxophonkonzert, dem Interpreten der Uraufführung Gerald Preinfalk gewidmet, übertitelte er mit „Vertigo. Saxophon. Desaster“. Das war zweifellos ein Konzert für Saxophon, das „alle Stückln“ (inklusive einer wunderbaren Schlusskadenz solo) spielen muss, und (durchaus gefordertes) Ensemble inklusive Schlagzeug. In seiner Komposition versucht er, das „langsame Wahrnehmen“ und den „Prozess des Hörens“ zu schildern und zu ermöglichen: Farben, Klänge, Stille – auch Lärm – ohne das alles in ein Korsett zu zwingen. Die Musik (Teil des Zyklus ‚Ins Innere des Bildes’ nach den Gemälden der Künstlerin Elisabeth Holzer) „folgt dem Malprozess, lässt sich inspirieren, ‚malt’ weiter und übermalt (…) Musik und Bild (auch Saxophonist und Ensemble) gleichen zwei Individuen, die einander begegnen und aufeinander regieren (möglicherweise auch durch Nicht-Reagieren) in einer Art freienTanz.“ Well done, Mr. Sterk – Gerald Preinfalk spielte sein wunderbares Instrument souverän und durchaus virtuos in auch schwierigsten Lagen und ‚Multiphonics’! (Heinz Rögl, music austria - music information service, 14.4.2010) Sein virtuoses Können demonstrierte der Saxophonist Gerald Preinfalk in Norbert Sterks "Vertigo. Saxophon. Desaster", einem dem Instrumentalisten gewidmeten Konzert für Saxophon und Orchester. Er legte Klanglinien, wimmerte, ächzte und stotterte in dem effektvollen Stück voll beeindruckender Klangvielfalt, das auf raffinierte Weise Solist und Orchester miteinander verwob. Dabei umtanzten und umkreisten sich Solist und Orchester - wurden Impulse vom Solist an das Orchester weitergegeben - wie "zwei Individuen, die einander begegnen und aufeinander reagieren" (Sterk), was dem Stück eine gewisse Leichtfüßigkeit verlieh. (S. S. , ÖMZ 6/2010)
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