Vertreibung aus Eden für Orchester

Die Komposition, im Auftrag des Europäischen Musikmonats Basel 2001 komponiert, trägt, obwohl in musikalisch durchaus absolutem Sinn erdacht, der jahrhundertealten Idee der Programmmusik Rechnung, indem sie ein außermusikalisches Geschehen reflektiert, nämlich das Verlassen des Paradieses, des Zustandes reiner Harmonie, verursacht durch ein unbestimmtes Verlangen nach einer Erweiterung von Erfahrung, einem Drängen, dem im ersten Teil der Komposition Ausdruck verliehen wird durch eine gewisse Unruhe, die den Fluss der Akkorde und Melodien bricht. Die Spannung der unheimlichen Ahnung verdichtet sich bis zu jenem Moment der gleichzeitigen Empfindung stärksten Wollens und höchster Ungewissheit, die sich zu Beginn des zweiten Teils entlädt mit dem Durchdringen der Grenze, begleitet von einem schmerzvollen Aufschrei, der am Anfang steht vom schwankenden Erleben von Schmerz und Lust, Leiden und Freude, Emotionen und gedanklichem Bewusstsein: das neue Leben hat begonnen. Und mittendrin: die große Klage um den Verlust des Paradieses. Wolfram Wagner