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WELLESZ Egon

Wie ein Bild für mittlere Singstimme und Klavier op. 3

Text: Peter Altenberg

Erscheinungsdatum
1909
Besetzung
Eine Singstimme und Klavier
Opus
op. 3
Bestell-Nr.
08 654

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Rezension

Zauberhafte Szene Es ist an der Zeit, dass für Egon Wellesz, den Vertreter der klassischen Moderne und Mitbegründer der internationalen  Gesellschaft für Neue Musik, eine Lanze gebrochen wird. Wenn man bedenkt, dass der Wiener bis 1938 in Österreich und Deutschland zu den bedeutenden und viel gespielten Komponisten gehörte – seine Werke wurden unter anderem von Bruno Walter, Klemens Krauss, Felix Weingartner und Hermann Abendroth uraufgeführt und die zahlreichen Opern in vielen deutschen und österreichischen Städten nachgespielt – so kann man sich nur wundern, dass er nach Ende der Naziherrschaft, die ihn in die Emigration gezwungen hatte, kaum mehr in den Spielplänen des deutschsprachigen Raums auftauchte. Nun bringt Hannes Heher im Doblinger-Verlag einen Neudruck von „Wie ein Bild“ heraus, hundert Jahre nach der Entstehung. Es handelt sich um eine traumartige Szene von sechs bis sieben Minuten Dauer. Im Untertitel wird sie als „Miniature“ bezeichnet. Der bildhafte, knappe Text von Peter Altenberg spricht von zwei nächtlichen Gärten, einem rot-dunkelgrünen und einem weiss-dunkelgrünen. Die beiden Mädchen in den Gärten, das eine weiss, das andere rosig, träumen abwechslungsweise „Er liebt mich“ und „Liebt er mich?“. Diese Miniatur gibt Wellesz Anregung zu einer durchsichtigen, dem Textduktus angepassten Vertonung von bezaubernder Wirkung. Ich zitiere aus dem aufschlussreichen Vorwort des Herausgebers: „Die spätromantische Harmonik wird immer wieder mit Quartenklängen angereichert, und vereinzelt finden sich sogar dissonante Zusammenklänge, die nicht mehr eindeutig mit den Regeln der traditionellen Harmonielehre erklärt werden können…“. Wie sein Kompositionslehrer Arnold Schönberg legt Wellesz nach eigener Aussage Wert auf die „Darstellung des Gefühlhaften, ja des Triebhaften der Empfindung“. Béla Bartók, welcher bei der Uraufführung 1911 in Budapest dabei war und dem das  Werk auch gewidmet ist, war davon so angetan, dass er dem Komponisten zu seinem ersten Vertrag mit einem Verleger verhalf. (SCHWEIZER MUSIKZEITUNG, 7-8/2009)