SCHMIDINGER Helmut
Zyklen für Streichquartett
Erscheinungsdatum
2009
Besetzung
Streichquartette
Dauer
17'
Bestell-Nr.
06 193
Keine Medien vorhanden
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Beschreibung
ZYKLEN, dem Mozarteum Quartett Salzburg in langjähriger Verbundenheit gewidmet, ist ein Auftragswerk der Stadt Augsburg anlässlich des 58. Deutschen Mozartfests. Ausgangspunkt und Veranstalterwunsch für die Programmwahl des Abends war es, Mozart in Kombination mit Salzburg zu präsentieren, wie dies im Rahmen weiterer Konzerte des Mozartfests mit den Mozartstädten Prag und Wien der Fall war.
Diese Voraussetzungen und meine persönliche Vorgabe, von allem Zitathaften Abstand zu halten, haben mich dazu inspiriert, das Streichquartettschaffen Mozarts in seiner zyklischen Anlage näher auf „Inspirationsquellen“ zu untersuchen und somit ergab sich bei genauerer Betrachtung der Titel ZYKLEN wie von selbst: Die fünf Sätze des Werkes verdanken ihre Materialauswahl dem Umstand, dass Mozarts Quartette in der Regel aus Sechserzyklen bestehen (KV 155-160, 168-173 bzw. 387-465), den Anfang und das Ende seines Quartettschaffens aber jeweils Einzelwerke markieren (KV 80 bzw. 499, 575, 589-590).
Der Zentralton von ZYKLEN (G) ist die Tonart des „Eröffnungswerkes“ KV 80, das konstitutive Intervall der Tonartenfolge des ersten Sechserzyklus’ (KV 155-160) die Quinte, des zweiten (KV 168-173) die Terz. Im dritten (KV 387-465) überraschen unter anderem ein Tritonus und das scheinbar bewusste Bemühen Mozarts um die Vermeidung eines typischen Intervalls in der Tonartenabfolge, zumindest in der endgültigen, wenn auch nicht in der chronologischen Reihenfolge. Bei den vier letzten Mozart-Quartetten fällt die Tonartenwiederholung zwischen den ersten beiden besonders auf.
Das Spiel mit Intervallen ist nicht neu, aber wenn der Zuhörer danach eine neue Sicht- bzw. Hörweise auf Mozarts Streichquartette gewonnen hat, hat ZYKLEN sein Ziel erreicht und wird dem Anspruch von „Neuer Musik“ aus meiner Sicht gerecht.
Helmut Schmidinger
Rezension
"Es ist ein sehr österreichischer Abend im Augsburger Schaezlerpalais mit dieser melancholisch verhinderten Sehnsucht nach Melodie. Unter berückenden Sordino-Streichern schwebt sie auch noch durch den langsamen Satz von Helmut Schmidingers 'Zyklen', der Uraufführung des Abends. Schmidinger ist in der österreichischen Musikszene in verschiedensten Gremien wie als Komponist höchst aktiv. Dass soviel Verwurzelung nicht immer von Schaden sein muss, stellte er in Augsburg unter Beweis - betont ist er Teil einer neuen Generation, für die das Experiment alles andere als Selbstzweck ist.
In 'Zyklen' verzichtet Schmidinger weitgehend auf avantgardistische Klangtechniken und hält die fünf Sätze ganz klassisch mit gleichmäßig ausgefeilter Motivarbeit und starkem Formzugriff zusammen. Aus einem einzelnen repetierten G im ersten Satz heraus steigert die Komposition sich über kaskadenhafte Ausbrüche in ein furioses Finale hinein - souverän bewältigt vom Mozarteum Quartett.
Das Ergebnis ist eine mitreißende, im guten Sinn musikantische Quartettlänge, in der ebenso wie beim mittleren Haydn das Kämpferische - freilich an Bartók orientiert, ins Rhythmische gewendet - die Vorherrschaft der Melodie bestreitet und zerbricht. Der Titel 'Zyklen' bezieht sich nun nicht nur darauf, dass die Komposition am Ende zu einem gehämmerten G zurückkehrt, sondern ist vor allem eine Hommage an Mozarts fünf Streichquartettzyklen (so die Zählung Schmidingers), mit deren Besonderheiten sich der Jungkomponist in je einem der Sätze auseinandersetzt."
(Michael Stallknecht, Süddeutsche Zeitung vom 25. 5. 2009)
"Uraufführung beim Deutschen Mozartfest in Augsburg: 'Zyklen für Streichquartett' des anwesenden oberösterreichischen Komponisten Helmut Schmidinger (1969*) als Widmungswerk an die ausführenden Künstler, an das Mozarteum Quartett Salzburg. Alles beginnt mit einem Pizzicato-Urknall und fährt in einem Einklang fort, in den die Stimmen – nach Seitensprüngen in Akkorde oder Dissonanzen – immer wieder zurückkehren. Neue Impulse bringen steten Wandel: Rhythmisierungen von grotesk bis groovy, kurze Loops, ein elegisches Auf und Ab, Zwiegespräch, Bordunbegleitung wie aus einer anderen Welt. Schließlich das Finale: erneut Einkehr zum vereinigenden Unisono. Insgesamt klasse.
Nicht nur bei dieser Uraufführung erhielt die musikalische Königsdisziplin Streichquartett eine gewichtige Stimme im Augsburger Schaezlerpalais.[...]
(Stephanie Knauer, Augsburger Allgemeine Zeitung vom 19. 5. 2009)
"Vor einem sehr interessierten Publikum präsentierte das auf Neue Musik spezialisierte Koehne Quartett Werke oberösterreichischer Komponisten im Rahmen der Brucknerhaus-Reihe „Komponisten schaffen Szene“. Die dargebotene Musik verschaffte sich tatsächlich Gehör, auch wenn es beinahe schon so etwas wie moderne Klassiker waren, vielleicht auch gerade deshalb. (…)
Aus dem kompositorischen Erbe heraus auch Schmidingers „Zyklen für Streichquartett“, die allerdings eher philologisch an die Materialfindung herangehen. Die Tonarten der beiden großen Mozart-Quartett-Reihen sind Ansatz für das Material, das sich aus sparsamen Tonwiederholungen langsam entwickelt, zur Dominanz der Quint findet, schließlich aus den Grundtönen stimmige Akkorde bildet und so formal und thematisch frei und eigenständig beim Vorbild anknüpft.
Alle Werke fanden in der Interpretation durch das hervorragende Koehne Quartett ihre ideale Entsprechung. Besonders reizvoll die Quintenpassage in Schmidingers „Zyklen“.
(Michael Wruss, OÖ Nachrichten vom 15.12.2010)
"Schmidinger schöpfte aus der Tradition, stellte seine Musik in den Kontext mit Mozart. Von einer Adaption mehr entfernt er sich in seinen fünfsätzigen Zyklen für Streichquartett (2008/09), die keinen hörbaren Mozart darstellen. Die aufregenden harmonischen Wendungen verraten vielmehr einen verspielten Zugang zu Mozart, auf dessen Quartette Schmidingers Werk eine neue Sicht werfen will.
(Georgina Szeless, Neues Volksblatt vom 15.12.2010)
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